Der innere Schweinehund* und seine Kinder

Hat der innere Schweinehund eigentlich Kinder? Oder: Haben Kinder einen inneren Schweinehund?

Ich habe einen. Definitiv! Und der muss regelmäßig überwunden, vertrieben und ausgetrickst werden. Obwohl ich nicht ganz unsportlich bin, muss ich mich doch immer wieder zu meinen regelmäßigen sportlichen Aktivitäten motivieren. Aber geht es Kindern auch so? Muss man Kinder zur Bewegung motivieren? 

Meine Antwort darauf ist ein klares “Nein!”

Die Fakten

Tägliche Bewegung – am Besten im Freien – ist nicht nur für das körperliche, sondern auch für das geistige und soziale Wohlbefinden der Kinder essentiell. Regelmäßige Bewegung sorgt für ein gesundes Herz-Kreislauf-System, sorgt für eine bessere Koordination und Kontrolle über den eigenen Körper, hilft das Gewicht zu regulieren, stärkt das Immunsystem und fördert die Widerstandskraft gegen Erkrankungen. Soweit zu den Fakten.

Gibt man Kindern jedoch den Raum, die Zeit und die Möglichkeit sich ausreichend zu bewegen, braucht man sich meiner Meinung nach um diese Fakten keine Gedanken zu machen. Die natürliche Neugier der Kinder und ihr Entdecker- und Forscherdrang sind der beste Motivator für Kinder, um in Bewegung zu bleiben. Und zu entdecken gibt es immer und überall etwas.

Die Grätzl-Rallye

Eine für Kinder wie ich finde ganz wunderbare Möglichkeit auf spielerische und spannende Art und Weise ihren Bezirk (oder auch andere Bezirke der Stadt) zu entdecken und sich dabei auch gleich ausreichend zu bewegen, ist die Grätzl-Rallye. Die Grätzl-Rallye ist eine Aktion von WIENXTRA, und es gibt sie für jeden der 23 Bezirke in Wien.

Das Rätselheft für die Rallye kann man sich auf der Seite der Mobilitätsagentur Wien downloaden oder aber auch in der WIENXTRA Kinderinfo im Museumsquartier persönlich abholen. Ich hab diese Möglichkeit gleich genutzt und mich dort mit Infomaterial für Kinder zum Thema Bewegung und Natur eingedeckt.

Die Grätzl-Rallye von Wien Xtra für den 3. Bezirk

Im Rätselheft ist der Weg durch das Grätzl mit Texten und Fotos beschrieben und kindgerecht ansprechend gestaltet. Dazwischen gibt es jede Menge Rätsel zu lösen. Hat man alle Stationen der Rallye erledigt und alle Rätsel gelöst, ergibt sich am Ende ein Lösungswort, mit dem man sich zur Belohnung in der App von WIENXTRA ein Badge abholen kann.

Mit Kinderaugen durch mein Grätzl

Ich habe das schöne Herbstwetter in den letzten Tagen genutzt und habe für euch die Grätzl-Rallye für den 3. Bezirk – dort wo auch die Sprösslinge zu Hause sind – getestet.

Mein Ziel war es aber nicht nur die Rätsel zu lösen, sondern zu versuchen, mit Kinderaugen durch mein Grätzel zu wandern, um dieses aus der Sicht der Kinder zu entdecken. Dabei habe ich viele kleine, aber auch große, erstaunliche und beeindruckende Dinge über meinen Bezirk erfahren.

Aber lest und seht selbst …

Gestartet wird die Tour im Stadtpark und auch die erste Station – der Pavillon – ist schnell gefunden. Interessanter als dieses steinerne Tor im Hintergrund ist aber der Stern der U-Bahn-Stars am Platz davor. Mit ein bisschen Glück stehen dort Straßenmusikanten und man kann die Grätzl-Rallye gleich mit einer Tanzrunde eröffnen. Am Weg zur nächsten Station – irgend so ein goldener Musiker mit Geige 😉 – gehen wir nicht auf den asphaltierten Wegen durch den Park, sondern nehmen den Hindernisparcour über die langen Bankreihen. Bis wir am Ende vor dem bekannten goldenen Musiker stehen aber nicht ihn, sondern eher den nackten Popo im Vordergrund bewundern.

Welch lustige Muster könnte man mit Kreide in die kleinen runden Pflastersteine malen? (Merke: Nie ohne Kreide aus dem Haus gehen!) Und der Baum gleich daneben schreit förmlich danach, beklettert und erobert zu werden. Natürlich muss anschließend auch den vielen Enten ein Besuch abgestattet werden. Gefüttert werden sie natürlich nicht – weder mit Brot, noch mit Schnullern. 🙂

Das Zählen der vielen Schlösser auf der Brücke kann schon mal etwas länger dauern. Wer findet das Schönste, wer das Größte, wer das Kleinste? Danach geht’s unter dem Kunstwerk aus bunten Stoffbahnen hindurch, über wackelige Holzbrücken (Vorsicht! Lava!) und im Zick-zack zwischen großen Felsen hindurch.

Wohin uns die Eisenbahnschienen wohl bringen würden? Vielleicht in den kleinen verwunschenen Garten?
Und wenn der Blick zwischendurch mal in den Himmel schweift, lernen wir, dass es nicht nur in New York ein Flatiron Building gibt.

Die bunteste Überraschung der Tour verbirgt sich dann aber in einem Schleichweg zwischen zwei großen Straßen. Die Bank lädt uns ein, Rast zu machen und dabei die Regenschirme am Himmel zu zählen. Dass es im 3. Bezirk einen Ida-Pfeiffer-Weg gibt, war mir neu, für die Kinder sind wahrscheinlich die Teddybären im Fenster oder auch die vielen kleinen Flaschen am Fensterbrett interessanter. Die Kugeln aus Stein laden ein zum Slalomlaufen …

… aber ob die Vögel zwischen den Vogelhäusern dieses Kunstwerks auch Slalom fliegen, konnten wir nicht herausfinden. Wie erdrückend die Welt für Kinderaugen oft sein muss, kann man ein wenig erahnen, wenn man vor dem Gebäude mit den riesengroßen Säulen steht. Im engsten Durchgang Wiens haben Kinder aber wiederum definitiv einen Vorteil. Hat man sich durch diese enge Gasse gequetscht, ist das Ziel der Grätzl-Rallye erreicht: Der Spielplatz!

Natürlich kann man die rund dreieinhalb Kilometer dieser Rallye auch auf mehrere Etappen aufteilen, man kann jeden einzelnen der Spielplätze (und davon gibt es einige) am Weg ausführlich testen, man kann Umwege einbauen und eigene Rätsel erfinden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesteckt.

Und am Ende hat man dabei auch gar nicht gemerkt, wieviel man sich eigentlich die ganze Zeit bewegt hat. 🙂


* Der innere Schweinehund: Die Definition

Die Bezeichnung innerer Schweinehund umschreibt – oft als Vorwurf – die Allegorie der Willensschwäche, die eine Person daran hindert, unangenehme Tätigkeiten auszuführen, obwohl sie entweder als ethisch geboten gesehen werden (z. B. Probleme anzugehen, sich einer Gefahr auszusetzen etc.) oder für die jeweilige Person sinnvoll erscheinen (z. B. eine Diät einzuhalten). Die Allegorie kann somit in eine direkte Verbindung zur Motivation gebracht werden; und sie ist eine metaphorische Umschreibung der Akrasia.

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