Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.
Braucht es wirklich ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen, wie es das schöne afrikanische Sprichwort sagt? Oder braucht es vielleicht eine Krippe? Einen Kindergarten? Eine Tagesmutter? Eine Kindergruppe? Oder vielleicht sogar eine Leihoma? Ist nicht doch die familiäre Betreuung das Beste für das Kind? Ob und welche Antworten ich auf diese Fragen gefunden habe, erzähle ich euch in diesem sehr persönlichen Blogbeitrag.
Es ist schon etwas länger her – über 13 Jahre um genau zu sein – als ich mich auf die Suche nach einer passenden Kinderbetreuung für meinen nur ein paar Monate alten Sohn machte. Blauäugig und wahrscheinlich auch hormongeschüttelt wie ich damals war, dachte ich, alle Kinderbetreuungseinrichtungen Wiens werden sich um mein Kind reißen – es ist ja schließlich das liebste und bravste Kind auf der ganzen Welt.
Aber weit gefehlt!
Die Krippe
Ein Krippenplatz in einem Kindergarten war die erste Wahl. Doch der von mir aufgrund der Nähe zu unserer Wohnung bevorzugte Kindergarten gab mir gleich mal eine klare Abfuhr nach dem Motto: “Jetzt kommen Sie erst? Den nächsten freien Platz haben wir frühestens in zwei Jahren!”
Wir hätten unser Kind wohl am besten schon vor, allerspätestens aber während meiner Schwangerschaft anmelden sollen.
Die Kindergruppe
Dann versuchten wir unser Glück in einer Kindergruppe. Die Location passte (eine große Wohnung mit noch größerem Garten für die Kinder), die Entfernung passte (15 Minuten Fußweg von zu Hause), aber … Wir merkten schon während der Eingewöhnungsphase, dass es sowohl für unseren Sohn der damals ein Jahr alt war, als auch für uns als Eltern nicht passte.
Die typische Gruppengröße in einer Kindergruppe von 14 teilweise noch sehr kleinen Kindern und die aufgrund der Gruppengröße mangelnde Aufmerksamkeit der Betreuerinnen waren wohl die ausschlaggebenden Gründe für uns, uns weiter auf die Suche zu begeben. Vielleicht war ich selbst aber auch noch nicht “reif genug” …
Die Leihoma
Zum Glück fanden wir dann recht rasch eine ganz wunderbare Leihoma, die uns fortan zweimal in der Woche zu Hause besuchte, unseren Sohn exklusiv bespaßte und mir die Zeit gab, wieder Schritt für Schritt langsam ins Berufsleben einzusteigen. An dieser Stelle ein ganz ganz großes DANKESCHÖN an unsere wunderbare “Oma Zinsler”. Eine bessere Leihoma hätten wir nicht finden können.
Die Tagesmutter
Und dann eines Tages erzählte mir eine liebe Nachbarin von der Tagesmutter ihrer Kinder, eine damals für mich noch völlig unbekannte Form der Kinderbetreuung. Maximal fünf Kinder, in einer privaten Wohnung, sehr familiär, sehr persönlich. Und – was für ein Glück – sie hatte einen Platz frei für unseren mittlerweile zwei Jahre alten Sohn. Mit Edith hatten wir nun die perfekte Kinderbetreuerin für uns gefunden: Ihre herzliche Art, ihr großer Einsatz und ihr Engagement für die Kinder begeisterte uns von Anfang an. Fast täglich war sie mit den Kindern draußen, machte Ausflüge in den Prater, ins Theater, in die Bücherei. Sogar Eislaufen – oder besser gesagt “Herumrutschen” – am Lusthauswasser im Winter und Schwimmen im Stadionbad im Sommer waren ihr mit fünf Kindern nicht zu mühsam.
Der Kindergarten
Sie bastelte und spielte mit ihnen und bezog uns Eltern auch immer wieder in die Betreuung mit ein. Und obwohl wir zum dritten Geburtstag unseres Sohnes bereits einen fixen Platz im Kindergarten zugesagt bekommen hatten, haben wir uns dazu entschlossen, ihm noch ein Jahr bei Edith zu schenken. Für uns und für ihn war das die perfekte Lösung. Die letzten zwei Jahre vor Schuleintritt besuchte unser Sohn dann noch den Kindergarten. Damit hatten wir dann so ziemlich alle gängigen Formen der Kinderbetreuung durch. 🙂
So schnell das nun alles auch geschrieben und gelesen ist, jede einzelne Entscheidung in diesen Jahren war mit mehr oder weniger Unsicherheiten, Bedenken, Ängsten und auch mit schlechtem Gewissen verbunden:
- Ist es noch zu früh für eine Kinderbetreuung?
- Bekommt unser Kind genug Aufmerksamkeit?
- Wird auf seine Bedürfnisse eingegangen?
- Ist er gut in die Gruppe integriert?
- Wird er gut versorgt?
- Bekommt er gutes und gesundes Essen?
- Und vor allem: Fühlt sich unser Kind wohl und geborgen und geht es auch uns Eltern gut damit?
Was haben wir daraus gelernt?
Die Entscheidung, welche Betreuungsform am gewählt wird, ist von vielen Parametern und Rahmenbedingungen abhängig, aber allen voran, ist sie eine ganz individuelle und von Kind zu Kind unterschiedlich. Jede Form hat ihre Vor- und Nachteile, am Ende zählt jedoch immer das Eine: Unseren Kindern Geborgenheit und Liebe zu geben, sie bei ihrer Entfaltung zu unterstützen und ihnen die bestmögliche Basis für ihr weiteres Leben mitzugeben!